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Keyvisual Strategie auf Wachstumskurs

Mit neuer Strategie auf Wachstumskurs

Welche Trends sehen wir in UV-CIPP? An welchen Innovationen arbeiten wir derzeit? Und worum geht es bei unserer neuen Strategie?

Im letzten Quartal 2020 hat Artur Zu Eulenburg (Chefredakteur des BI Umweltbau Magazins) ein Interview mit unserem Geschäftsführer Kai Diecks zu diesen und weiteren Themen geführt.  

02.12.2020

Interview mit SAERTEX multiCom Geschäftsführer Kai Diecks

Vor gut einem Jahr hat Kai Diecks die Geschäftsführung der SAERTEX multiCom übernommen. Wir sprachen mit ihm über den neuen Kurs und die Perspektiven des Schlauchlinerherstellers aus Saerbeck.

B_I umweltbau: Herr Diecks, vor rund einem Jahr sind sie, aus dem Mutterhaus SAERTEX kommend, mit Ihrer neuen Funktion als Geschäftsführer der SAERTEX multiCom quasi als Seiteneinsteiger zur Kanalsanierung gekommen. Wie haben Sie mit unvoreingenommenem Blick diese Branche mit ihrer speziellen Dynamik und ihren Eigenheiten wahrgenommen?

Kai Diecks: So ganz fremd war mir die Kanalsanierung ja nicht. Ich war vorher in der SAERTEX Gruppe für den zentralen Einkauf und die Logistik verantwortlich und habe in dieser Funktion auch SAERTEX multiCom betreut. Und in meiner zwischenzeitlichen Tätigkeit für das Geotextilunternehmen Huesker Systhetic hatte ich zudem intensiv mit der Baubranche zu tun.
Die Kanalsanierung habe ich als ein sehr dynamisches Umfeld erlebt, in dem man zwar durchaus auch hart - vor allem aber auch in einem vertrauten, fast familiären Klima miteinander umgeht. Das finde ich sehr sympathisch und es weckt in mir ein bisschen Erinnerungen an die Zeit, als ich 2002 in der Pionierzeit der Windkraft bei SAERTEX anfing. Während diese Branche heute von großen Konzernen dominiert wird, hat sich die Kanalsanierung dieses familiäre miteinander und die Dynamik erhalten. Und genau das spiegelt sich zu meiner Freude auch bei SAERTEX multiCom wider.
 

Worin haben Sie in Ihrer neuen Aufgabe für sich und für SAERTEX multiCom zunächst die vordringlichsten Herausforderungen gesehen?

Für mich war zunächst einmal wichtig, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennenzulernen. Wer macht hier was, wie sind wir organisatorisch aufgestellt, welche Stärken und Ideen gibt es, wo stehen wir heute – darum ging es zunächst in sehr vielen intensiven Gesprächen. Und ich war von Anfang an begeistert von der Professionalität und von dem Drive der Menschen, die hier arbeiten, und was für ein Know-how im Unternehmen steckt. 

 

Wo sahen Sie denn nach diesen ersten Erkenntnissen Korrekturbedarf am Kurs des Unternehmens?

In einem innovativen Unternehmen gibt es immer mehr Ideen als Ressourcen diese umzusetzen. Ganz wichtig war mir deshalb, dass wir im Management Team eine klare Strategie entwickeln, wie wir das Unternehmen gemeinsam führen werden – mit klaren Zielen und Prioritäten für die Ideen, die uns und unsere Kunden am stärksten nach vorne bringen. 
 

Die Strategie steht. Passend dazu haben wir die Organisation angepasst, Prioritäten gesetzt und strategische Entscheidungen getroffen. Dazu gehört beispielsweise das Thema Hausanschlussliner nicht weiter zu verfolgen. Stattdessen werden wir unsere Aktivitäten im Bereich Druckliner deutlich forcieren, weil wir hier mehr Potenzial sehen unsere Stärken zum Einsatz zu bringen.
Insgesamt werden wir die Kundenperspektive verstärkt in dem berücksichtigen, was wir an Problemlösungen anbieten können.

Der Schlauchliner-Markt hat ja so seine Besonderheiten. Die relevanten Hersteller sitzen fast alle in Deutschland, hier wurden hohe Produktionskapazitäten aufgebaut – auch und gerade mit Blick auf das internationale Geschäft. Wie schätzen Sie die Marktsituation ein und wo sehen Sie für SAERTEX multicom Chancen und Herausforderungen?

Ich sehe den Markt sehr positiv für unsere Technologie. Wir bewegen uns in einem Markt mit viel Wachstumspotential – auch in Deutschland. Besonders im Bereich der Sanierung von Trinkwasserleitungen gibt es noch viel zu tun für uns. Aber auch im Bereich der Kanalsanierung. Und ich denke, dass wir dort auch in Zusammenarbeit mit dem Verband der Rohrleitungssanierung auf den Investitionsstau in diesem „unsichtbaren“ Bereich der Infrastruktur unseres Landes aufmerksam machen müssen.

Aber klar, sehr große Wachstumspotentiale sehen wir in vielen europäischen Ländern, in Asien und vor allem in Nord- und Lateinamerika. Dort konkurrieren wir GFK-Schlauchliner Hersteller gegen andere Sanierungsverfahren und den häufig verwendeten Filzliner.
Vor diesem Hintergrund haben wir beschlossen, dort mit einem Investitionsvolumen von 25 Millionen US-Dollar ein komplett neues Produktions-Werk in Huntersville, North Carolina zu bauen. Den ersten Spatenstich haben wir bereits gefeiert und wir werden unsere Kapazitäten dort signifikant ausbauen. Und in Südamerika haben wir im Oktober eine neue SAERTEX multiCom Gesellschaft gegründet, die von Sao Paolo aus unsere Kunden in ganz Lateinamerika beraten und unterstützen soll.
Dies wird auch für unsere Aktivitäten in Europa neue Energien und Kapazitäten freisetzen, sowohl zur Verbesserung unserer Leistungen für die klassischen GFK-Liner im Bereich der Kanalsanierung, also auch für das schnell wachsende Geschäft mit unseren Linern für Druckrohrleitungen.

Der Druckbereich, insbesondere wenn es um Trinkwasser und Gas geht, ist ja gegenüber dem Abwassersektor was die Auftraggeber als auch was die ausführenden Unternehmen angeht, eine komplett andere Welt. Wie gehen Sie damit um?

Die Nachfrage entwickelt sich hier sehr positiv für uns. Wir haben mittlerweile über 300 Einbauten in Spanien, in Italien, in Amerika, in Südamerika, in Asien, aber natürlich auch in Deutschland. 
Aber sie haben völlig recht – es ist ein komplett anderer Markt. Entsprechend packen wir die Dinge auch anders an. Neben den hohen Anforderungen an das Produkt in punkto Hygiene und Zulassungen, sehen wir dort vor allem den Bedarf nach ganzen Lösungspakten für unsere Kunden. 
 

Technisch gesehen ist das Problem der Übergänge zwischen saniertem Rohr auf den Altrohrbestand gelöst. Bei der Anbindung von Anschlussleitungen, bei der Bogengängigkeit und auch bei der Beständigkeit für noch höhere Druckbereiche ist noch Entwicklungsarbeit zu leisten. 

Der Ansatzpunkt für uns ist aber vor allem unsere Kunden durch Services von der initialen Planung bis zur finalen Durchführung zu unterstützen. Das betrifft Engineering, Projektmanagement, vor-Ort Unterstützung auf der Baustelle und natürlich Schulungen für Auftraggeber. Schon aus Sicherheitsgründen soll kein Druckliner ausgeliefert werden, ohne dass der Anwender vorher geschult worden ist. 

Beim Thema Schulungen werden wir uns völlig neu aufstellen. Wir sind dabei ein neues Schulungszentrum aufzubauen wo wir verstärkt – sowohl für den Abwasser- als auch für den Druckbereich – in Richtung Engineering, Anwendungstechnik und Verfahrenstechnik Angebote für ausführende Unternehmen, Planer und Auftraggeber entwickeln werden. Wir tun das mit großem Engagement, weil ich das für unseren Anspruch als Lösungsanbieter wahrgenommen zu werden, als einen essenziellen Baustein erachte.

Nahezu alle Lebensbereiche werden derzeit von der Corona-Pandemie beeinflusst. Welche Auswirkungen spüren Sie bei der SAERTEX multiCom?

Unser Hygienekonzept zum Schutz unserer Mitarbeiter und Geschäftspartner hat gut funktioniert, so dass wir insgesamt bisher sehr gut durch die Krise gekommen sind. Und geschäftlich waren wir durchgehend voll lieferfähig und werden in diesem Jahr ein Ergebnis erzielen, was auf dem Rekordniveau von 2019 liegen wird. Wir hatten uns weiteres Wachstum in 2020 erhofft, aber in einigen Märkten mit kompletten Lockdowns, wie beispielsweise in Frankreich mussten wir der Entwicklung Rechnung tragen. Das spüren wir schon, aber insgesamt können wir wirklich nicht klagen und sind dankbar dafür, wie es bisher lief.

Technisch gesehen war in den letzten Jahren bei den lichthärtenden Schlauchlinern viel in Bewegung. Lassen Sie mich zwei Trends herausgreifen: Verbesserte Materialkennwerte ermöglichten geringere Wandstärken, eine Entwicklung, die von manchen Fachleuten durchaus kritisch betrachtet wird. Und es wurden immer größere Durchmesser realisiert. Wo sieht sich SAERTEX multiCom technisch mit seinen Produkten positioniert?

Bei den Materialkennwerten und den reduzierten Wandstärken hat es ja in der Vergangenheit einen regelrechten Run nach dem Motto „Höher – schneller – weiter“ , so etwas wie einen Überbietungswettbewerb gegeben. Ich denke, diese Zeit haben wir hinter uns.

Wir haben hier mit dem Glasfaser-Know-how der großen SAERTEX Muttergesellschaft im Hintergrund einen einzigartigen Vorteil in der Verbesserung der Materialkennwerte. Aber Ich halte es nicht für zielführend diese Entwicklung weiter auf die Spitze zu treiben. Qualität ist letztlich das, was der Kunde braucht. Unser Ziel ist es die Produkte so zu entwickeln, dass unsere Kunden das bekommen, was zu ihren Anforderungen passt.

„Druckleitungen sind uns ein Zukunftsmarkt mit großem Potenzial und international steigender Nachfrage.“

„Beim Thema Schulungen werden wir uns völlig neu aufstellen.“

Wo ist bei SAERTEX multiCom bisher die Obergrenze für Durchmesser?

Wir produzieren bis DN 1600. Wir wissen, das andere Hersteller mehr können und bis DN 1800 hielte ich auch für uns für sinnvoll. Dies würde aber maschinentechnisch einigen Aufwand erfordern und hat bei uns aktuell nicht die höchste Priorität. Für uns ist es derzeit wichtiger, eine optimale Projektsicherheit zu gewährleisten. Entwicklungsziel ist es, den Einbau einfacher und schneller zu gestalten. Da machen wir gerade große Fortschritte.

„Ich bin zuversichtlich, dass wir bis zur Ro-Ka-Tech echte Meilenstein in punkto Nachhaltigkeit gesetzt haben.“

Kann man denn schon konkretisieren, in welche Richtung Sie weiterentwickelt haben?

Unsere Entwicklungsanstrengungen für Druckliner habe ich ja vorher schon skizziert und für den Rest: fragen Sie uns zur Ro-Ka-Tech am besten noch mal.

Ganz im Ernst: wir machen gerade an verschiedenen Stellen große Fortschritte, werden dies aber erst dann publizieren, wenn die Entwicklung abgeschlossen und für die Kunden umsetzbar ist. Das ist unser Qualitätsanspruch.

Aber ich kann Ihnen verraten, dass wir uns neben der verbesserten Projektsicherheit und dem schnelleren Einbauen unserer GFK-Schlauchliner auch intensiv mit dem Thema nachhaltiger Lösungen beschäftigen. Ich bin zuversichtlich, dass wir bis zur Ro-Ka-Tech – oder besser gesagt, bis zum Frühjahr 2021 - echte Meilenstein in punkto Nachhaltigkeit gesetzt haben.

Wie sehen Sie sich für die Herausforderungen der Zukunft aufgestellt?

Mit den Veränderungen, die wir im letzten Jahr vorgenommen haben, sehen wir uns sehr gut aufgestellt. Das betrifft die Organisation, die Abläufe und Prozesse in Produktion und Vertrieb. Das betrifft auch die Digitalisierung bei uns im Hause. Bei diesem Thema haben wir riesige Fortschritte gemacht, die uns helfen, besser und schneller zu werden. Und das betrifft nicht zuletzt unsere Innovationskraft. Und da haben für das kommende Jahr viel Spannendes im Köcher.

„Insgesamt werden wir die Kundenperspektive verstärkt in dem berücksichtigen, was wir an Problemlösungen anbieten können.“